Was gab es nicht schon Verzögerungen um die Version 3 des beliebten Linux Desktop Gnome. Bereits im Herbst 2009 wurde der ursprüngliche Release – Termin von März 2010 auf Oktober 2010 verschoben. Um danach im Sommer 2010 nochmals nach hinten geschoben zu werden. Beide Male wurde die mangelnde Stabilität des neuen Desktops als Grund angegeben.
Nun ist es soweit und das Gnome Team lässt sich zum ersten Mal ausführlich in die Karten schauen: Im April 2011 soll Gnome 3 endlich ausgeliefert werden.
Doch was wird der neue Gnome Desktop bieten? Der Morast warf einen Blick unter die Haube und räumt mit einigen Irrtümern auf, die sich in letzter Zeit im Internet breit gemacht haben.
Das Gnome Team nennt als erstes Feature die Optik des neuen Desktop und sie haben recht. Insgesamt dunkler gehalten und mit neuer Schrifttype versehen macht Gnome 3 rein optisch einiges her. An dieser Stelle können wir direkt mit dem ersten Irrtum bezüglich Gnome 3 aufräumen: Gnome 3 wird keine hohen Anforderungen an Grafikkarte oder Prozessor stellen. Auf jedem in den letzten vier oder fünf Jahren gekauften Rechner wird Gnome 3 laufen. Je nach dem welche Fenstereffekte und grafische Spielereien man zuschaltet, wird der Hardware – Hunger natürlich größer.
Vielleicht ein nicht mehr ganz zeitgemäßes Vorurteil meinerseits, aber normalerweise steht bei Linux – Nutzern die Arbeit am Rechner im Vordergrund und mit der Funktionalität steht und fällt eine Desktop – Umgebung. Gnome 3 beschreitet hier moderate neue Wege. Auf der linke Seite des Bildschirm findet sich die sog. Aktivitätsleiste. Hinter dem Videospielbegriff verbergen sich alle offenen Programme und Fenster. All jene die Windows – Nutzer als Mausschubser bezeichnen wird freuen dass die Umschaltung in der Aktivitätsleiste komplett über die Tatstatur gesteuert werden kann. Mit der Windows – Taste.
Eher in die Optik – Ecke fällt die Möglichkeit Desktop – Hintergründe direkt aus Flickr einzubinden. Für mich ein Feature der Kategorie „Wer´s braucht…“, aber ich bin sicher das Feature wird seine Fans finden. Wichtige Änderungen, wie ein überarbeiteter Dateimanger, wurden in der Tiefe von Gnome 3 vorgenommen, dabei wurde der Fokus auf Geschwindigkeit gesetzt. Gerade die Aktivitätsleiste in Verbindung mit der implementierten Suche beschleunigt Arbeitsabläufe ungemein.
Auch das Buzz – Wort des letzten Jahres, Social Media, ist nicht spurlos an Gnome 3 vorüber gegangen. Alle Kommunikationskanäle, wie z.B. Instant Messaging wurden in den Desktop integriert. Wenn man bei der Arbeit nicht gestört werden möchte werden die Nachrichten gespeichert und warten auf Abruf. In den Standardeinstellungen werden eingehende Nachrichten als Pop – Up in der unteren rechten Bildschirmecke eingeblendet. Dabei werden alle Kanäle in einem Pop – Up zusammengefasst und können auch direkt beantwortet werden. Die Zeiten von drei verschiedenen, parallel betriebenen, Programmen dürfte damit zu Ende sein.
Doch was ist mit de lieb gewonnen Apps, die so ziemlich jeder ansammelt. Ein Gerücht besagte dass Gnome 2.x Apps nicht mehr unter Gnome 3 funktionieren werden. Mit dem Gerücht kann an dieser Stelle aufgeräumt werden. Alle Gnome 2.x Apps werden auch unter Gnome 3 laufen. Das Gnome 3 Team weißt etwas geheimnisvoll daraufhin, dass Gnome 2.x Apps allerdings nicht die neuen Funktionen nutzen können die nativen Gnome 3 Apps zur Verfügung stehen. Ich würde auf eine nahtlosere Integration in den Fenstermanager oder die Aktivitätsleiste tippen.
Wer nun nicht mehr bis April warten möchte, um Gnome 3 auszuprobieren findet hier eine ausführliche Anleitung. Neben der üblichen Warnung, dass Gnome 3 nicht auf Produktiv – Systemen genutzt werden sollte, sollte man sich Versionierungssystemen wie git auskennen und schon mal ein Programm kompiliert haben wenn man sich an die Aufgabe machen will Gnome 3 jetzt zu benutzen.
Mit dem Release von Gnome 3, wird Gnome 2.x nicht mehr vom Gnome – Team unterstützt. Wer nicht wechseln möchte, wird hoffen müssen dass die persönliche Lieblingsdistri Gnome 2 weiter pflegen wird.