Internet Explorer 9 im Test

Drei Jahre hat es gedauert, bis Microsoft seinem Browser – Flagschiff einen neuen Anstrich verpasst hat. Ausgeliefert wird der Internet Explorer 9 nur noch für Vista und Windows 7. Das Ende des XP Supports wird mit der Auslagerung von Grafikberechnungen auf die Grafikkarte seitens des IE 9 begründet und natürlich mit dem generellen Support – Ende für Windows XP im April 2014, ist ja quasi übermorgen.
Etwas verwunderlich stimmt einen diese Aussage schon, soll doch der Internet Explorer 9 Surfer und damit Kunden von den verschiedenen Browser – Alternativen zurückgewinnen.
Im Gegenzug hat die Mozilla Foundation bereits angekündigt, dass Firefox 4 auch auf XP lauffähig sein wird, trotz Grafikberechnungen auf der GPU.

Die Installation

Die Installation des Internet Explorers 9 läuft angenehm zügig durch. Auf dem Testrechner mit 3,2 Ghz Quadcore, 4 GB Ram und Windows 7 in der 32 – Bit Ultimate Version dauert die komplette Installation knapp zwei Minuten.
Dabei stellt einen der IE 9 vor die Wahl ob verschiedene Programme (Multimedia Player, Windows Explorer) automatisch geschlossen werden sollen oder ob ein Neustart nach der Installation gewünscht ist.

Der erste Eindruck

Nach der Installation startet der Internet Explorer direkt und präsentiert ein sehr aufgeräumtes Bild, das auf den ersten Blick deutlich an Googles Chrome erinnert. Im unterschied zu dem Hausbrowser des Suchmaschinengiganten öffnet der IE 9 Tabs nicht in einer extra Leiste unter der Adresszeile, sondern rechts daneben. Dies soll laut Microsoft noch einmal mehr Platz für die Websites einräumen. Wem dies nicht gefällt oder wer viele Tabs offen hat, kann den Tabs mit Rechtsklick eine eigene Zeile zuweisen. Neben der Adresszeile finden sich nur noch die Vor- und Zurück – Pfeile, jeweils ein Button für Favoriten, Startseite und Extras (a.k.a. Einstellungen). Die Adresszeile dient gleichzeitig als Suchleiste (für Bing).
Internet Explorer 9

Unter die Haube geschaut

Neben der Darstellung, die Websites wirklich viel Platz einräumt, ist der Internet Explorer wirklich sehr schön in Windows 7 integriert. Zieht man ein IE 9 Fenster an den rechten oder linken Rand wird in den Split View gewechselt, sehr schön um mehrere Seiten zu vergleichen.
Ein wirkliches Novum, dass dem IE 9 momentan ein Alleinstellungsmerkmal gibt, ist die Möglichkeit das Favicon einer Seite in die Taskleiste zu ziehen. Sofern die Website die Funktionalität unterstützt, wird nicht nur ein Lesezeichen angelegt, es gibt auch Sonderfunktionen zu bewundern. Die einzige Seite, die dies Konzept bisher wirklich ausreizt und die ich gefunden habe ist Facebook. Ein Rechtsklick auf das Icon in der Taskleiste ermöglicht einen Sprung direkt zu Nachrichten, Freunden, etc.

Im Rausch der Geschwindigkeit?

Der Internet Explorer war in den letzten Jahren immer die lahmste Krücke auf dem Browsermarkt, selbst ein komplett mit Extensions und Personas zugemüllter Firefox war schneller, von Google Chrome gar nicht erst zu reden. Microsoft kündigte bereits im Vorfeld an, gehörig an der Geschwindigkeit zu drehen und erste Beta – Versionen schienen Wort zu halten.
Im Sunspider JavaScript Test läßt der IE 9 momentan alle Konkurrenten hinter sich, beeindruckende
0,23 Sekunden vor dem Release Client von Firefox 4 mit 0,26 Sekunden und Opera 11 mit 0,27 Sekunden. Im Vergleich kommt Firefox 3.6.13 auf 0,8 Sek., Apple Safari 5 auf 0,35 Sek. Den letzten Platz belegt der Internet Explorer 8 mit zauberhaften 6,4 Sekunden.
Allerdings gelten diese Geschwindigkeiten nur für die 32 – Bit Version, im 64 – Bit Betrieb kam der IE 9 im Sunspider Test nicht unter die Zeit von 1 Sekunde. Als 64 Bit Nutzer muss man zuerst in den sauren Apfel beißen und die grottenlangsame 64 – Bit Version zu installieren. Nach erfolgter Installation läßt sich aus dem Startmenü die 32 Bit Variante starten, mit der man wieder flotter unterwegs ist.

Web Standards

Auch im Bereich der Web Standards legt der Internet Explorer 9 zu. Im Acid3 Benschmark des World Wide Web Consortium kam der Internet Explorer 8 auf desaströse 20 Punkte, der IE 9 kommt mittlerweile auf 95. Ein beachtlicher Zuwachs, aber trotzdem bildet der Internet Explorer immer noch das Schlusslicht. Firefox RC 4 kommt auf 97 Punkte, Apple Safari 5, Chrome 10 und Opera 11 erreichen die volle Punktzahl von 100.

Sicherheit

Bedeutete die Benutzung des Internet Explorers bisher ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko, versucht der IE 9 gegenzusteuern. Zum einen lassen sich gezielt Active X Elemente einer Website ausschalten, die größte Neuerung ist aber der Tracking Schutz. Über eine vom Nutzer verwaltete Black List, lassen sich zur „Freude“ der Werbetreibenden Industrie gezielt Cookies blocken und machen so ein Tracking unmöglich. Microsoft greift damit einer Diskussion vor, die momentan tobt, wie die Privatsphäre von Internet Nutzern besser geschützt werden kann. Ich bin sicher die anderen Browser – Hersteller werden auf die ein oder andere Weise nachziehen, so sie dies noch nicht angekündigt haben.
Ein letztes Sicherheits Feature bietet der Download Manager des IE 9. Er warnt, ähnlich wie Mac OS X es tut, beim Start von aus dem Internet heruntergeladenen Programmen.

Fazit

Alles in Allem ist der Internet Explorer ein guter Browser. Der Geschwindigkeitsschub durch die neue JavaScript Engine Chakra ist deutlich spürbar und auch die reduzierte Optik weiß zu gefallen. Wirkliche Eigenständigkeit mag ich dem IE 9 nicht attestieren, eher stellt der neue Internet Explorer ein Remix (wie es so schön in Neudeutsch heißt) von guten und bewährten Features aus Firefox und Chrome dar. Momentan haben die Redmonder einen Vorsprung, zumindest bis nächsten Dienstag wenn die fertige Version von Firefox 4 das Licht der Welt erblickt. Einen Vergleich mit Google Chrome anzustellen lohnt sich fast nicht, bei der wahnwitzigen Geschwindigkeit, die Google bei der Browserentwicklung vorlegt.
Ob sich der IE 9 am Ende durchsetzen wird und vielleicht sogar Nutzeranteile zurück gewinnen kann, steht und fällt mit der Sicherheit. Steht der IE 9 in ein paar Wochen offen wie ein Scheunentor und stellt ein einziges Flickwerk aus Sicherheitspatches dar, sollte man im Hause Microsoft vielleicht drüber nachdenken das Browsergeschäft anderen zu überlassen.

3 Gedanken zu „Internet Explorer 9 im Test

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  3. Robert Blanco

    trallalla der IE9 ist da! Für mich der schnellste IE aller Zeiten! Warum? Weil ich das Teil nach 20 Minuten wieder runtergescxhmissen habe. Fehlende Suchleiste, geht gar nicht.

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